Refresherkurse Tauchmedizin




Refresherkurse Tauchmedizin
1.) Grundprinzipien der Tauchmedizin
- Eingriffe ergeben sich aus Dekompression, Gasnarkose, Druckbelastung und Barotrauma.
- Wichtige Gase: Stickstoff, Sauerstoff, Helium (Gasmischungen z. B. Nitrox, Trimix).
- Tabellen/Modelle unterstützen Dekompression (z. B. Bühlmann, VDE) – individuelle Anpassung bei Tauchprofilen.
2.) Wichtige Erkrankungen / Syndrome
- Dekompressionskrankheit (DCS): Blasenbildung in Gewebe oder Blut; Symptome variieren (Schmerzen, paresthesien, Schwäche, Hautausschläge, neurologische Symptome).
- Arterielle Gasembolie (AGE): Gasblasen im arteriellen Kreislauf; Notfallhandling wie DCS, schnelle Recompression.
- Barotrauma: Lungen- und Mantel-/Mittelohrdruckschäden durch Druckänderungen; häufige Lokalisationen: Ohren, Nasennebenhöhlen, Lunge.
- Oxygensvergiftungen: Konvektion von Sauerstoff unter hohem Druck (Kohlenstoffdioxid-Fixierung, ZNS-Toxizität).
- Lungenüberdruck-/Lungenödembildung (PRLD): Nicht so häufig, aber relevant bei längeren Tauchfahrten.
- Stickstoffnarkose: Beeinflussung der Kognition unter hohen Nitrox-/Sauerstoffpartialdrücken.
3.) Notfallmanagement am Einsatzort
- Erkennen von DCS/AGE: Schnelles Erkennen von Muskelschmerzen, neurologische Symptome, Hautveränderungen, Atemnot.
- Sofortmaßnahmen: 100% Sauerstoff, ruhig halten, Schmerzmittel gemäß Protokoll, intravenöse Zugang, Kontrolle von Atmung und Kreislauf.
- Recompression: In Häfen/Booten primär Recompression in einer Druckkammer, ggf. Transport in spezialisierte Einrichtungen; Sauerstoff-Tauchungen während der Transportzeit möglich.
- Transportregel: Nicht zu lange Verweildauer außerhalb einer Druckkammer; vermeiden von Again-Dekompression durch erneute Druckabfälle.
4.) Vorbeugung und Risikoreduktion
- Voraussetzungen: vollständige Tauglichkeit, aktuelle Tauchtauglichkeit, ggf. Impfschutz bei bestimmten Gebieten.
- Profil-Planung: Tiefen-, Variationen, Dekompressionstiefe; Reserve für Notfälle.
- Vorbereitung: langsame Auftauzeiten, ausreichende Pausen, ausreichende Ruhe.
- Ausrüstung: Funktionskontrolle, Notfallsatelten, Druckausgleich-Strategien (Valsalva, Frenzel-Technik).
5.) Häufige Untersuchungen und Reisekonalitäten
- Basisuntersuchung: Lungenfunktion, Herz-Kreislauf, neurologische Baseline.
- Neurologie: Bei Verdacht auf DCS/AGE sofort Bildgebung (CT/MRT je nach Verfügbarkeit) und Druckkammerzugang klären.
- Nachsorge: Follow-up bei Verdacht auf DCS/AGE, ggf. Rehabilitationsanpassung.
6.) Typische Dekompressionstabellen / Modelle (vereinfachte Orientierung)
- Bühlmann-Modelle (z. B.
Satz
,M-values
) zur Dekompression, angepasst an Gasgemische (Nitrox, Trimix). - Für die Praxis: Verwende die vor Ort gültigen Tabellen/Software, niemals eigene Abweichungen durchführen.
7.) Spezielle Erkrankungen bei Tauchern
- Schneeblättchen-Finger (Choked Finger): peripheres Dekompressionsphänomen.
- Barotrauma der Lunge: bei zu schnellem Aufstieg; kann zu Pneumothorax führen.
- Ohrendruckprobleme: korrekte Valsalva-Technik; bei anhaltenden Problemen lieber Unterbrechung.
8.) Wichtige Notfall-Kits
- Sauerstoffgerät (100% O₂), Maske, Mundstück, Beatmungshilfen.
- Schnell zugängliche Schmerzmittel, Infusionen gemäß Protokoll.
- Kommunikationsmittel, Rettungskette zur Druckkammer.